Fetysch

Videoinstallation, 2009

Die Videoinstallation benötigt eine Ausstellungsvitrine, die  - mittig im dunklen Raum platziert - das bewegte Bild eines Pferdes in sich 'aufnimmt' und zum Hauptmotiv der Arbeit werden lässt. Das archetypische Bild für Bewegung und Geschwindigkeit entsteht mittels einer Videoprojektion durch die erste auf die zweite Glaswand der Vitrine. Das Videobild des Pferdes wird nur durch das helle Rauschen (Das Fehlen eines Videosignals) erzeugt. Das entmaterialisierte, bewegte Bild erscheint trotz seiner Silhouettenhaftigkeit  auch plastisch, da die lineare Rausch-Struktur den Körper und seine Kurven umflieflt. Dieses Erscheinungsbild wird zusätzlich durch die Projektion auf beiden Scheiben verstärkt und gewinnt an Räumlichkeit und körperlicher Präsenz. Die Essenz der Videoarbeit "Fetysch" wird durch den Gegensatz, der einerseits aus Materiallosigkeit und anderseits aus wahrgenommener Körperlichkeit entsteht, gebildet. Das Pferd wird zum in der Vitrine gehaltenen Traumbild. Eine sich an der Stelle bewegende Kraft. Es entsteht eine einfache Wirkung, die durch einen präzisen kurzen Loop im Video die Endlosigkeit der Bewegung suggeriert. Den geschichtlichen Aspekt der Arbeit ergänzt die Recherche über die Veränderung des Lebensraumes 'Stadt' in den letzten 100 Jahre, denn durch die technische Entwicklung wurde das Verschwinden des Pferdes aus dem urbanen Raum bewirkt. Am Beispiel von Saarbrücken wird die  Anzahl der in der Stadt lebenden Pferde untersucht und informativ in die Installation integriert. Eine Schriftzeile an der Galeriewand/ bzw. an der Vitrine, die das zentrale 'Objekt' umkreist, beinhaltet die obengenannten Zahlenangaben.
Die Arbeit Fetysch ist eine Art Dokument, ein Denkmal. Daher ist die Vitrine der konsequente 'Aufbewahrungs'- Gegenstand. Der aufbewahrte Inhalt ist jedoch symbolisch, flüchtig, ungreifbar, entsprechend auch der besonderen (Ent)Materialität des Glases, welche durch seine Transparenz erfahrbar wird.
Spiegelungen und Verdoppelungen spielen eine wesentliche Rolle in allen Ebenen dieser Arbeit. Das Flüchtige des Videobildes wird durch die Betrachterbewegung um das Kunstwerk verstärkt und zur eigenen Wahrnehmungserfahrung.
Ich stelle es mir so vor: Die Entwicklung der Geschwindigkeit im vergangenen Jahrhundert wird mit dem Verschwinden ihres Ursprungs gekoppelt und diese Inhalte leben im Medium der technisierten Bewegung auf.
Es entsteht der Eindruck:
- die letzten 100 Jahre sind ein kurzes Intervall, indem zwar unsere alltägliche Gewohnheiten, unsere Städte, unsere Lebensräume gewaltigen Umwälzungen ausgesetzt waren.
- wir jedoch zweifelsohne auf archetypische Bilder angewiesen sind, die emotionale Erfahrungen hervorrufen und unmittelbare Wahrnehmung auslösen.

Technische Geräte im Einsatz: ein lichtstarker Videoprojektor, ein DVD Player. Eine Glasvitrine.

Besonderer Dank gilt Gabi Portz-Wagner und Klaus Wagner für ihre konzentrierte Mitarbeit während den Aufnahmen, dem Burggeist Fetzy für sein edles Wesen welches er nicht mal unter Beamerlicht um Mitternacht ablegt. Dankeschön auch an Lena Schuster, Jan Tretschok und David Hartmann für ihre Assistenz.